Kind und Job: creative_tussi_ mit Ihrem persönlichen Statement
Ich muss zugeben ich habe eine Weile überlegt, ob ich zu diesem Thema etwas schreiben soll. Nichts erhitzt die Gemüter mehr als die unterschiedlichen Ansichten von dem Leben einer Mutter. Schon viele Diskussionen habe ich gelesen und miterlebt, wie die Leute sich beleidigt und beschimpft haben. Jeder war der Meinung seine Ansicht war richtig und einige der Mütter der Arbeiten gingen, fingen an andere die ihrem Idealbild nicht nachkamen übelst zu beleidigen.
Dabei sollte man aber wirklich nicht den Blick auf das Wesentliche verlieren. Vorab sind doch vor allem die Hilfe von Verwandten und Freunden von Nöten, wenn man den Spagat zwischen Kindern und Job schaffen will. Und was machen, wenn diese nicht gegeben sind?
Wir sind eine Familie mit 4 Kindern, die bei uns leben und zwei weiteren, die immer zu Besuch kommen. Mein Partner arbeitet in Wechselschicht und dazu kommt die schwere Rheuma Erkrankung meines Sohnes. Ein Job würde mir sicherlich Abwechslung bringen, aber auch viel Ärger und Probleme denen ich nicht gewachsen bin.
Mein Sohn muss 3 Mal in der Woche durch seine Krankheit zur Therapie, um nicht ständig einen anderen Physiotherapeuten zu haben, können wir das zeitlich auch nie so legen wie wir es uns wünschen. Mein Sohn ist auch oft genervt. Er spielt trotz Schmerzen Handball in der Schule, ist den ganzen Montag verplant und schafft dann mit viel Kraft so eben noch die Schulaufgaben.
Ich finde es auch schön für meine Kinder da zu sein, auch wenn es oft recht anstrengend ist, da man sich oftmals echt zerreißen muss. Wir sind ohne Auto und werden es auch immer bleiben, da muss man sich oft sputen. Die einen schnell noch von der Kita abholen und dann los die nächsten Termine wahrnehmen. Ohne Auto hat es wenigstens den Vorteil das wir nie einen Mangel an Frischluft haben. Viele sprechen uns immer an wie doof es doch sei ohne Auto zu sein, aber ganz ehrlich… Für mich wäre es viel mehr Stress dieses Hin und Her bringen mit einem Auto als relativ gemütlich alles zu Fuß zu erledigen. Leider fehlt bei uns der Teil der dann mal ab und zu einspringen könnte um zu helfen.
Es gibt die Menschen die den Ausgleich brauchen und das auch schaffen. Vor denen ziehe ich auch den Hut, für mich ist das bis Dato noch nicht machbar. Aber man sollte sich gegenseitig mit Respekt behandeln und die Lebensweisen nicht verurteilen. Oft sehe ich dann wie die arbeitenden Mütter diejenigen die zu Hause sind als faul bezeichnen, als ein schlechtes Vorbild für ihre Kinder…bla bla bla…
Uns ist die letzte Oma gerade erst sehr jung verstorben und sie war auch nicht fit genug um ihr abzuverlangen bei 4 Kids einzuspringen, da sie selber 5 Kinder hatte und die älteste Tochter täglich mit ihren Kindern betreut hat. Wir waren da nicht auch noch mit einzuplanen.In den letzten 3 ½ Jahren waren wir nicht ein mal gemeinsam weg. Kino oder nur mal alleine Essen gehen etc. ohne Babysitter nicht möglich.
Alle zwei Wochen gehen die 3 Kinder aus erster Ehe zu ihrem Papa und wir haben unseren Kleinsten Schatz noch bei uns zu Hause. Wir stecken viel zurück, machen es aber auch gerne. Ich selber kann aus Erfahrung sprechen, wie schlimm es für mich war arbeitende Eltern zu haben. Nachdem sich meine Mutter scheiden ließ (ich war nicht mal ein Jahr alt) wuchs ich bei meiner Oma auf. Es war immer jemand zu Hause und ich hatte immer Hilfe bei den Hausaufgaben. Nach der Schule war immer jemand da und ich bekam eine Mahlzeit und konnte mit meinen Freunden spielen.
Als meine Mutter meinen Stiefvater kennenlernte und auch mit ihm zusammenzog, war man der Meinung es wäre sinnvoller mich nach Hause zu holen. Da war ich bereits schon mit der 2 Klasse fertig und es waren Ferien. Neue Schule, ab von Wuppertal nach Gevelsberg. Beide Elternteile mit Vollzeitjob.
Tja da stand ich plötzlich vom relativ wohl behütetem Kind bis spät Nachmittags den ganzen Tag alleine zu Hause. Kein Essen mehr vor 18-19 Uhr. An den Kühlschrank durfte ich auch nicht. Den ganzen Tag hungernd zu Hause bis dann endlich mal jemand nach Hause kam. Richtig schlimm war die Umstellung mit den Hausaufgaben alleine klarkommen zu müssen, ich rief immer wieder bei meiner Oma oder meiner Tante an um mir helfen zu lassen. Das ist quasi unmöglich für ein Kind die Arbeitsblätter über ein Telefonat zu erklären. Ich kann für meinen Teil nur sagen das ich mit dem neuen Leben dann überhaupt nicht mehr glücklich war und ich es viel schöner fand das jemand zu Hause war.
Jeder muss den richtigen Weg für sich selber finden, aber vergesst dabei nicht zu respektieren was die anderen machen und das hinzunehmen ohne sie anzugreifen.